... weil wir zu wenige Fachkräfte haben.“ Sebastian Lazay zu Gast in Diskussionsrunde des Deutschlandfunks Kultur.
Hamburg, 03.01.2019 - Sebastian Lazay, Präsident des Bundesarbeitgeberverbandes der Personaldienstleister (BAP) und Geschäftsführer der Extra-Personalservice GmbH, war als ausgewählter Experte stellvertretend für die Unternehmerperspektive zu Gast in der jüngsten Ausgabe der Sendung „Wortwechsel“ des Deutschlandfunks Kultur.
Diese widmete sich mit dem Fachkräftemangel, einem immer wichtiger werdenden Thema, und fragte „Kluge Köpfe gesucht: Braucht Deutschland ausländische Arbeitskräfte?“. Im Kern der Debatte standen dabei unter anderem die Fragen, ob der Arbeitskräftemangel in Deutschland durch Gesetze, wie beispielsweise ein Fachkräfteeinwanderungsgesetz, gelöst werden kann und inwiefern sich Unternehmen unter dem Stichwort „Employer Branding“ deutlich stärker als bislang aktiv um Arbeitskräfte bemühen müssen. Zu den weiteren Gästen der Diskussionsrunde gehörten Dirk Werner, Institut der Deutschen Wirtschaft IW Köln, Marius Tollenaere, Anwalt für Arbeitsmigrationsrecht, sowie Karl Brenke, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung DIW.
„Wir müssen mehr Aufträge absagen, als wir zusagen können, weil wir zu wenige Fachkräfte haben.“ Sebastian Lazay zu Gast in Diskussionsrunde des Deutschlandfunks Kultur.
„Wir müssen an einem Tag mehr Aufträge absagen, als wir zusagen können, weil wir schlichtweg zu wenige Fachkräfte haben“, berichtete Sebastian Lazay über seine praktischen Erfahrungen mit Arbeitskräfteengpässen und plädierte dafür, dass „mit Fachkräftezuwanderung, gezielter Ausbildung und Integration von Quereinsteigern versucht werden muss, wieder mehr Menschen ins System des Sozialwesens zu bringen.“ Die von Lazay dargelegten Schwierigkeiten bei der Rekrutierung geeigneter Fachkräfte wurden von IW-Experte Dirk Werner bestätigt. Ihm zufolge beweise die Engpassquote von derzeit 75 Prozent, also die Zahl der offenen Stellen bei der Bundesagentur für Arbeit, die in Engpassberufen ausgeschrieben werden, den Fachkräftemangel. Etwa drei von vier offenen Stellen entfallen demnach auf die Engpassberufe.
Lazay machte deutlich, dass er als einen möglichen Lösungsansatz das geplante Fachkräfteeinwanderungsgesetz befürworte, da hier eben nicht nur Akademiker, sondern auch Personen mit einer Berufsausbildung im Fokus stehen. Allerdings zeigte Lazay auch auf, dass das jüngst vom Bundeskabinett beschlossene Gesetz eine immense Schwachstelle hat: Die Zeitarbeitsbranche werde wieder einmal ausgeschlossen und benachteiligt, da §40 des Aufenthaltsgesetzes die Beschäftigung zugewanderter Fachkräfte aus Drittstaaten in der Zeitarbeit verbietet, obwohl die Branche gerade hier das erforderliche Know-how mitbringe. „Das ist wirklich paradox“, bekräftigte Lazay, „da wir im Flüchtlingsbereich bereits seit vielen Jahren bewiesen haben, dass wir Migration und die dazugehörige soziale Integration über nationale Grenzen hinaus managen können. Unsere Branche integriert nicht nur so viele Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt wie keine andere, sondern ist zudem in der Lage, das zeit- und kostenaufwändige Recruiting vor allem für die kleineren und mittleren Unternehmen, die dies nicht selbst leisten können, anzubieten und zu übernehmen.“ Für ihn sei es daher überhaupt nicht nachvollziehbar, „weshalb die Beschäftigung den anderen Wirtschaftszweigen erlaubt sein soll, aber der Zeitarbeit nicht.“ Dieses Unverständnis wurde von Marius Tollenaere vollauf geteilt. Auch der Experte für Arbeitsmigrationsrecht machte deutlich, dass es keine hinreichende Begründung dafür gebe, warum die Beschäftigung zugewanderter Fachkräfte aus Drittstaaten in der Zeitarbeit verboten ist. Daher, kündigte Lazay an, setze sich der BAP auch weiterhin dafür ein, dass die Fachkräftezuwanderung für die Zeitarbeit geöffnet und die diskriminierende Sonderregelung für die Branche abgeschafft wird.
Die Sendung „Wortwechsel“ zum Fachkräftemangel können Sie auf der Website des DLF Kultur in voller Länge nachhören.